Geschichte
In dieser Rubrik der Homepage wollen wir Ihnen Caterina von Siena und die Geschichte um das Heiligtum in Astenet näher bringen. Vielleicht wissen Sie noch nicht soviel über Caterina und wollen mehr über ihr Leben erfahren. Dann sind Sie hier genau richtig. Im Schuljahr 2001-2002 verfassten ein Schüler (Gregory Wintgens) und eine Schülerin (Julia Duchatsch) des Abitur Jahres der Pater Damian – Schule, Eupen, ihre Abitur Endarbeit zum Thema „Caterina von Siena und ihr Heiligtum in Astenet“.
Die Rubrik „Geschichte“, in der Sie sich nun befinden, wird exakt wie jene Arbeit aufgebaut sein, d.h. der gleiche Text, die gleichen Bilder, die gleichen Unterteilungen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Vorwort
In unserer Religion, dem Christentum, gibt es viele Heilige und viele Menschen die nennenswert sind. Die einen kennen wir, die anderen kennen wir weniger gut. Viele kennen wir ganz sicherlich sogar überhaupt nicht. Doch trotzdem sind es vielleicht diese, die wir überhaupt nicht kennen, die uns am meisten beeindrucken und die uns am meisten „mitgeben“ könnten.
Caterina von Siena ist – unserer Meinung nach – immer noch eine von den eher weniger bekannten Heiligen unserer Religion. Und genau aus diesem Grund haben wir uns das Leben dieser Frau als Thema ausgewählt. Nicht zu letzt, weil Caterina in unserer Gegend, durch ihr Heiligtum in Astenet, stark vertreten ist.
So haben wir nicht nur Caterinas Leben beschrieben, sondern auch die Geschichte ihrer Gedenkstätte in Astenet.
Wer war der Mann, der von Caterina (ca. 600 Jahre nach deren Tod) mitgerissen wurde und eine Gedenkstätte in Astenet errichten ließ?
Warum hat er dies alles getan?
Fragen über Fragen, deren Antworten uns sehr interessierten und wir uns deshalb auf ihre Suche gemacht haben.
An dieser Stelle möchten wir einigen Personen ganz besonders danken: Frau Irene Schumacher und Herrn Guido Havenith, die Lehrer, die uns hilfreich von der ersten Idee bis zum Ende hin begleiteten; Herrn Freddy Derwahl, Frau Irmgard Wintgens-Beck und Frau Bonnie, die sich die Zeit nahmen uns durch Interviews, bei der Beantwortung der vielen Fragen, zu helfen; Familienangehörigen und Freunden, die uns jederzeit mit Rat zur Seite standen.
1. Einleitung
1461 durch Papst Pius II. heilig gesprochen … 1866 von Papst Pius IX. zur Mitpatronin Roms ernannt … 1939 durch Papst Pius XII. zur Hauptpatronin Italiens erhoben … 1970 als erste Frau zusammen mit Theresa von Avila zur Kirchenlehrerin erhoben … 1999 durch Papst Johannes Paul II. zur Mitschutzpatronin Europas ernannt …
Wenn man diese Zeilen liest, denkt man, dass es sich hier um eine wichtige Person handeln muss. Doch mit dem Namen der Frau, zu der diese Daten gehören, können nicht viele Menschen etwas anfangen, da sie nur wenig (oder gar nichts) über sie wissen. Ihr Name? Caterina Benincasa, die 1347 in Siena (Italien) geborene Tochter des Färbermeisters Jacopo Benincasa und der Monna Lapa. Doch sie wird unter einem anderen Namen in die Geschichtsbücher eingehen, denn sie ist Caterina von Siena.
Caterina von Siena ist sicherlich eine bemerkenswerte Frau. Einige Dinge, die in der katholischen Kirche heute so sind, wie sie sind, wären ohne Caterina nicht so. Außerdem schaffte sie es ihren Willen durchzusetzen und sich sowohl kirchlich als auch politisch zu engagieren.
Rund 600 Jahre nach Caterinas Geburt lebt im belgischen Eupen (fast 1300 km von Siena entfernt) der Geschäftsmann Jean Wintgens. Als er im Frühjahr 1963 zur Abendmesse in die St. Nikolaus Pfarrkirche zu Eupen geht, ahnt er noch nicht, dass in dieser Messe etwas geschehen wird, dass sein Leben verändern wird. Er liest in seinem Gebetsbuch einen Text, der einer ihm bisher unbekannten, italienischen Heiligen gewidmet war. In diesem Moment trat Caterina zum ersten Mal in Jean Wintgens Leben – und sie sollte ihn nie mehr los lassen.
Nachdem sich Jean Wintgens intensiv mit Caterina beschäftigt hatte, beschloss er 1968 eine Kapelle zu Ehren der Heiligen zu errichten, um sie den Menschen aus seiner Gegend näher zu bringen. Was damals in einer Idee anfing, hat sich im Laufe der Jahre prächtig entwickelt. Der Bau des Caterina von Siena Hauses in Astenet und die Gründung der Caterina von Siena GoE waren nur zwei von vielen Höhepunkten dieser Geschichte.
In unserer Endarbeit zum Thema Caterina von Siena möchten wir, ähnlich wie Jean Wintgens 1968, Caterina den Menschen, die sie noch nicht kennen, näher bringen. Wir werden sowohl auf Caterinas Leben als auch auf die Gedenkstätte in Astenet eingehen.
Zuerst wollen wir über die Person Caterina von Siena berichten. Wie hat sie gelebt? Was hat sie getan? Wir wollen die Geschichte einer Handwerkers Tochter erzählen, die letztendlich einen riesigen Einfluss auf mächtige Menschen hatte.
Aber auch wollen wir über Jean Wintgens schreiben. Wer war dieser Mann? Wie hat Caterina sein Leben verändert? Und wie hat er die Gedenkstätte in Astenet errichtet?
2. Historischer Kontext
2.1 Blütezeit
Die Christen hatten Spanien zurückerobert und begannen nun, wie auch die Portugiesen, sich auf Entdeckungsfahrt zu begeben. Sie teilten sich das noch nicht entdeckte Land im atlantischen Raum auf. Spanien wurde bis 1388 zur größten Seemacht.
In Italien begann fast parallel der Welthandel. Marco Polo zog 1271 mit seinem Vater nach China und kehrte 1295 mit Gewürzen, wie Pfeffer, Ingwer und Zimt zurück. Von da an reisten viele Kaufleute in den Osten um Gewürze nach Italien zu bringen. An dem Handel beteiligten sich nicht nur die Hafenstädte, auch Binnenstädte wie Florenz, Mailand und Siena nahmen an diesen Geschäften teil. Dies brachte Italien viel Reichtum. So kam es, dass hier die ersten Aktiengesellschaften und Banken Fuß fassten. Der Grund dafür war allerdings nicht der Handel im Osten, sondern der Weiterverkauf an andere europäische Länder, die eine andere Währung hatten als Italien.
2.2 Der Hundertjährige Krieg
Während der Süden Europas aufblühte, bekämpften sich England und Frankreich ganze 100 Jahre lang. Der Grund für diesen Krieg lag schon einige Jahre zurück. Zwischen den Jahren 1150 und 1250 hatte eine franz. Dynastie den engl. Thron inne und besaß somit auch einen Teil des franz. Festlandes. Als diese Dynastie ausstarb und wieder ein Engländer auf den Thron kam, erhob dieser Ansprüche auf die Gebiete auf dem Festland. Das ließen sich die Franzosen natürlich nicht gefallen und es kam 1339 zum Krieg. England verliert den Krieg, da das Land von der Pest befallen und stark geschwächt wurde.
2.3 Die Macht der Kirche
Durch das Aufkommen der Kreuzzüge wurde der Papst zum mächtigsten Mann der Welt. Rief er zum Kreuzzug auf, so konnte sich niemand widersetzen, selbst Könige und Kaiser mussten ihr Leben aufs Spiel setzen und am Kreuzzug teilnehmen. Doch als diese scheiterten und der Schutzherr des Papstes, die Staufische Dynastie, ausgestorben war, stand der Papst alleine da. Sein neuer Verbündeter sollte der franz. König werden, doch es kam sehr bald zum Machtkampf, da der Papst Bonifaz VIII sich nicht nur als Herrscher der Kirche, sondern der ganzen Welt sah. Nach seinem Tod wurde die Kirche dann komplett von Frankreich beeinflusst und so kam es, dass der Sitz des Papstes 1309 nach Avignon (Südfrankreich) verlegt wurde. Dort sollte er 68 Jahre bleiben.
Bei der Rückverlegung des Papstes nach Rom spielte Caterina eine wichtige Rolle.
3. Caterina von Siena
3.1 Caterinas Jugend
3.1.1 Wo sie aufwuchs
Caterina wurde in Siena geboren, wo sie auch den größten Teil ihres Lebens verbrachte. Siena ist heute eine kleine, romantische Stadt in der Toskana. Wenn man nach Siena fährt, kommt es einem vor, als wären die Uhren stehen geblieben. Nur die Touristen passen nicht in dieses Bild. Das Siena z.Zt. von Caterina war dreckig, wie die meisten anderen Städte im Mittelalter auch.
Siena ist in sogenannte Contradas eingeteilt. Die Contradas wurden im 13 Jh. gegründet und unterteilen die ganze Stadt. Jede Contrada hat ihr eigenes Wappen (meist ein Tier) und eine Fahne, außerdem ihre eigene Kirche, eigene Kostüme, eigene Schutzheilige … Jedes Jahr treten dann alle Contradas im weltberühmten Pferderennen „Il Palio“ auf dem Piazza del Campo, dem Platz vor dem Rathaus, gegeneinander an. In der Contrada, die das Rennen gewinnt, feiern die Bewohner die ganze Nacht hindurch ein Fest. Der erste Palio fand 1147 statt.
Caterinas Elternhaus liegt in der Contrada d`Oca (= Gans). Nach ihrer Heiligsprechung wurde sie auch die Schutzheilige dieser Contrada.
Die Situation in Siena war z.Zt. von Caterinas Geburt nicht gerade berauschend, denn als sie ein Jahr alt war (1348), brach in Siena die Pest aus. 80000 Menschen starben an dieser furchtbaren Seuche; das entsprach 2/3 der damaligen sienesischen Gesamtbevölkerung.
Caterina und der Großteil ihrer Familie gehörte zu dem Drittel, das überlebte. Caterina war schon als junges Mädchen sehr religiös. Sie besuchte schon als Kind täglich die Messe in der Kirche San Domenico, die nahe ihrem Elternhaus gelegen war. Dies scheint Einfluss auf ihr späteres Leben gehabt zu haben.
3.1.2 Wie sie aufwuchs
Am 25. März 1347 brachte Monna Lapa, die Frau des sienesischen Färbermeisters Jacopo Benincasa, Zwillinge zur Welt. Eines der Kinder war Caterina, die durch die Geburt in die Handwerkerfamilie Benincasa keine große Zukunft vor sich haben sollte; so dachte man jedenfalls. Sie war das 23. Kind der Familie.
Caterinas Vater war, wie schon erwähnt, Färbermeister. Er besaß sowohl eine Wollfärberei, als auch eine Gerberei. Er war ein freigiebiger und großzügiger Mann. Seine Frau, Monna Lapa, war sehr zäh und temperamentvoll1. Sie war die Tochter des Dichters Puccio Piagenti, stammte aus einer sienesischen Adelsfamilie und war zum zweiten Mal verheiratet. Die Familie Benicasa war trotz der Tatsache, dass sie sich in der Handwerkerschicht befanden, recht wohlhabend. Als Caterina zu sprechen begann, war sie so liebenswert und reizend, dass die Verwandten sich regelrecht um sie drängten. Als kleines Kind wurde sie von vielen “Eufrosina2“ genannt, da dies nach einer griechischen Mythologie die Freude und den Trost beschrieb, den die Menschen bei ihrem Anblick empfanden.
Caterina war gerade fünf Jahre, da betete sie bereits das „ Gegrüßet seist du Maria“, was nicht sehr ungewöhnlich ist, doch die Art und Weise wie sie es betete war ungewöhnlich. Immer, wenn sie die Treppen in ihrem Elternhaus auf- oder abstieg, dann kniete sie sich auf jede einzelne Stufe und betete.
Mit sechs Jahren hatte Caterina ihre erste Vision, auf die wir später genauer zu sprechen kommen. In diesem Alter suchte sie häufig abgeschiedene Orte auf, an denen sie ihre Ruhe hatte. Ruhe um nachzudenken und zum Beten. Gelegentlich lud sie Freundinnen ein, sie zu begleiten. Diesen brachte sie verschiedene Gebete bei. Man kann sagen, dass sie schon in jungen Jahren andere (ihr oft unbekannte) Menschen zu Gott bekehren wollte.
3.1.3 Caterinas erste Vision
Schon im frühen Alter von sechs Jahren hatte Caterina ihre erste Vision. Sie war mit einem ihrer Brüder, Stefan, auf dem Heimweg von einem Besuch bei ihrer Lieblingsschwester Bonaventura. Auf dem Heimweg mussten sie den Berg in der Via del Costone runtergehen, von dessen Spitze aus man einen wunderbaren Blick auf die Kirche San Domenico und das Dominikanerkloster hatte. Als die beiden diesen Berg hinunter gingen, blieb Caterina plötzlich stehen.
Ihrem späteren Beichtvater Raimund v. Capua schilderte sie das Erlebnis wie folgt: Sie sah über San Domenico ein Zelt schweben und in diesem Zelt saß Gott. Das Zelt war von Licht erfüllt und wunderschön anzusehen. Gott sah Caterina liebevoll an und lächelte ihr zu. Außerdem machte er mit seiner Hand das Kreuzzeichen und segnete sie. Als ihr Bruder sie fragte, was los war und warum sie stehen geblieben sei, erwachte Caterina wie aus einem schweren Schlaf. Sie sah wieder zur Kirche und musste feststellen, dass das Zelt verschwunden war. Daraufhin begann sie bitterlich zu weinen und lief nach Hause. Ihr Bruder folgte ihr, trotz großer Verwirrung.
Schon jetzt wird klar, dass Caterina kein „normales“ Mädchen war. Sie war von Gott zu Höherem berufen.
3.1.4 Das Keuschheitsgelübde
Nach dieser Vision mit Gottes Segen war Caterinas Herz vollkommen von der Liebe zu Jesus und zu seiner Mutter Maria erfüllt. Sie wusste, dass Jesus die Reinheit von Leib und Seele schätzte, somit beschloss sie (mit gerade mal 7 Jahren) das Keuschheitsgelübde abzulegen. Damit wollte sie vor der glorreichen Jungfrau Maria und ihres heiligen Sohnes willkommen sein. Sie wählte einen geheimen Ort, an dem sie wie gewohnt betete und anschließend versprach sie Gott ihre Jungfräulichkeit ewig zu bewahren.
Diese Entscheidung und die aus ihr folgende Taten veränderte Caterinas Leben: Sie aß kein Fleisch mehr und verdoppelte ihre Gebetspflichten. In ihr entzündete sich der Wunsch nach dem Seelenheil. Schon vor dem Gelübde verehrte sie die Heiligen, die dieses Gelübde abgelegt hatten. Caterinas Verwandten und Bekannten staunten über sie und ihre außerordentliche Lebensführung und Klugheit. Ihr großes Ziel war es, eines Tages dem dritten Orden der Dominikanerinnen beizutreten.
Allerdings gab es auch einige Probleme, wie wir im kommenden Kapitel sehen werden.
3.1.5 Der Mutter – Tochter Konflikt
Caterina erwies sich bereits im frühen Kindesalter als sehr temperamentvoll und frühreif. Somit geschah zu Beginn ihrer Entwicklung etwas, dass in den besten Familien vorkommt: es kam zu Konflikten zwischen Caterina und ihrer Mutter. Allerdings waren es nicht nur kleine Auseinandersetzungen, sondern es entstand ein großer Streit, der nicht so schnell beizulegen war.
Als Caterina 12 Jahre alt war, plante ihre Mutter die Hochzeit für sie. Dies war zu dieser Zeit ganz normal. Doch Caterinas Reaktion war keineswegs normal. Während andere Mädchen sich freuten und ihrer Mutter dankbar waren, reagierte Caterina mit Widerwillen. Die Autoren von Caterinas Biographien bezeichnen dieses Phänomen als Kampf mit vertauschten Rollen. Vertauschte Rollen deswegen, weil heutzutage die Situation meist genau anders herum ist.
Caterinas Mutter war immer damit beschäftigt ihre Tochter fein raus zu putzen und hielt ständig Ausschau nach jungen Männern, die gut für Caterina sein könnten. Doch wusste sie nicht, wie es in Caterinas Innerem aussah. Caterina machte ihr schnell klar, dass sie den Mann nicht wolle und die Mutter fand schon bald einen neuen potentiellen Ehemann. Das half jedoch nicht, denn auch diesen Mann wollte Caterina nicht heiraten. Schließlich erklärte Caterina der Mutter, dass sie gar nicht heiraten wolle, egal welchen Mann ihre Mutter in Aussicht habe.
Ihre Mutter wurde von ihrer ältesten Tochter Bonaventura, die Caterinas Lieblingsschwester war, in ihren Handlungen unterstützt. Als diese 1362 starb (Caterina war 15 Jahre alt), wird Caterina bewusst, dass sie durch den Einfluss ihrer Schwester beinahen vom „rechten Weg“ abgekommen wäre.
Als ein Jahr später noch eine ihrer Schwestern stirbt, erklärt Caterina, dass sie nie heiraten will und sie beginnt sich nur noch von Wasser und Brot zu ernähren.
Caterinas Mutter konnte ihre Tochter einfach nicht verstehen. Sie machte ihr große Vorwürfe, doch auch diese konnten Caterina nicht beeinflussen. Sie wollte ihr eigenes Leben leben, ihre eigenen Entscheidungen treffen und vor allem sollte sich niemand in ihr Leben einmischen, auch wenn es sich dabei um ihre Eltern handelte.
Doch dies war nicht alles. Ein Dominikanerpater musste Caterina (im Auftrag ihrer Eltern) an das Gebot Ehre Vater und Mutter erinnern. Auch dies ließ sie kalt. Sie griff sogar zu weiteren, härteren Methoden und rasierte sich eines Tages ihr schönes, langes, blondes Haar völlig ab. Die Glatze verhüllte sie mit einem Kopftuch. Als die Mutter dies herausfand überkam sie Trauer und Wut zugleich. Sie wollte doch nur das Beste für ihre Tochter, aber diese verstand das einfach nicht.
Letztendlich kann man sagen, dass Caterina die Auseinandersetzungen gewann. Doch musste sie als Strafe alle Aufgaben im Haus verrichten, was sie jedoch ohne Widerrede tat. Ihre Gründe für die Auseinandersetzungen lagen schließlich nicht darin, dass sie einen sturen Dickschädel hatte, sie sind viel tiefer zu finden.
Wie wir schon wissen, hatte Caterina das Keuschheitsgelübde abgelegt. Nun erzählt sie dies auch ihrer Mutter. Somit ist zu erkennen, dass der Konflikt entstand, weil Caterina sich, entgegen der Norm bei Mädchen in ihrem Alter und zur damaligen Zeit, Gedanken über ihr eigenes Leben gemacht hatte.
3.1.6 Der Weg in die Zelle
3.1.6.1 Caterina auf dem Weg zu Mut u. Selbstvertrauen
Wie wir bereits wissen, wurde Caterina nach den Streitigkeiten mit der Mutter von der Familie zu den erniedrigsten Arbeiten gezwungen. Sie wurde zum Dienstmädchen im Hause Benincasa. Doch Caterina hatte man nie klagen hören – sie verrichtete die Arbeiten, die ihr aufgetragen wurden ohne zu zögern. Ihrem Beichtvater erzählte sie später, dass sie sich einfach vorstellte, dass ihr Vater Gott sei, ihre Mutter sei die Mutter Gottes und die Geschwister seien die Apostel. So diente sie ihnen gerne. Ihre Eltern merkten, dass die Arbeit keine richtige Strafe für Caterina war und sie bewunderten ihre Tochter für ihre Standhaftigkeit und wurden sich bewusst, dass sie die ganze Familie besiegt hatte. Vor allem ihr Vater bemerkte dies mit großer Freude und erkannte schon bald, dass sie vom Heiligen Geist geführt wurde. So entspannte sich das Verhältnis zwischen Caterina und ihren Eltern langsam wieder.
Eines Abends machte der Vater dann eine wundersame Entdeckung: Caterina betete gerade im Zimmer ihres Bruders Stefano, als er rein kam und über ihrem Kopf eine Taube schwebte. Als der Vater die Taube bemerkte, flog sie direkt aus dem Fenster. Er fragt Caterina danach, doch sie konnte ihm nicht antworten, da sie die Taube nicht bemerkt hatte. Seit diesem Ereignis dachte der Vater sehr viel über seine Tochter nach.
Das Ereignis mit der Taube geschah in der Zeit, in der Caterinas Wunsch in den Orden des hl. Dominikus einzutreten am stärksten war. Mit dem Eintritt in den Orden würde sie allen zeigen können, dass sie nicht an einer Hochzeit interessiert war und sie könnte ihr Keuschheitsgelübde leichter verteidigen. Caterina fühlte sich besonders zum hl. Dominikus hingezogen, da dieser immer für das Heil der Seelen gekämpft hatte und das bewunderte sie sehr.
Als sie eines Tages zu Gott betete, damit ihr dieser Wunsch erfüllt werde, hatte sie eine weitere Vision: ihr erschienen mehrere Ordensgründer, darunter auch der hl. Dominikus. Er hielt in einer Hand eine weiße Lilie und in der anderen das Ordenskleid der Dominikanerinnen. Dominikus sagte, dass Caterina sich entscheiden müsse, welches Ordenskleid sie lieber tragen würde. Sie wählte das der Dominikanerinnen und Dominikus versicherte ihr, dass sie es bald tragen werde, wenn sie weiterhin so standhaft bliebe wie bis her.
3.1.6.2 Die Suche nach Verständnis
Durch diese Vision war Caterina jetzt voller Vertrauen und Freude. Von diesem Gefühl getrieben, traf sie die wichtige Entscheidung ihrer Familie nun endlich von ihrem Keuschheitsgelübde zu erzählen. Sie versammelte die Eltern und die Geschwister um sich und sagte:
“Obwohl ich bis jetzt nicht offen darüber gesprochen habe, da das Gebot Gottes Erfurcht gegenüber den Eltern verlangt, hättet Ihr an vielen Dingen meinen Entschluss erkennen können. Schon als Kind habe ich vor Gott und der Jungfrau Maria mein Keuschheitsgelübde abgelegt, und ich bleibe fest bei diesem Entschluss. Eher ist es möglich, dass Steine wie Wachs zerschmelzen, als dass ich meine Entscheidung ändere. Aufgrund dieses Gelübdes bin ich nicht bereit, Eurem Willen zu folgen, denn man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Natürlich bin ich bereit, Euch jederzeit zu Diensten zu stehen, wenn Ihr das von mir wünscht.“
Caterina war froh, dass es jetzt endlich raus war, doch hatte sie auch Angst vor der Reaktion der Familie. Diese Angst war umsonst, denn nachdem ihre Familienangehörigen sie so entschlossen hatten reden hören, bereuten sie ihr Verhalten gegenüber Caterina. Niemand hatte mehr die Absicht sie von ihrem Weg abzubringen.
Später schilderte sie Raimund von Capua die Situation. Sie sagt, dass die meisten die Tränen in den Augen hatten und der erste, der etwas auf Caterinas Worte sagte, war der Vater: „ Das stehe uns fern, meine geliebte Tochter. Wir wollen uns auf gar keinen Fall dem Willen Gottes widersetzen, der uns deinen heiligen Vorsatz hat erkennen lassen. Mach mit deinen frommen Übungen weiter so wie der Heilige Geist sie dir eingibt.“
Außerdem sagte er allen Familienmitgliedern, dass sie aufhören sollen seine geliebte Caterina zu quälen. Es wäre viel besser, stolz auf so eine Verwandte zu sein. Caterina war natürlich sehr froh und begeistert darüber wie die Familie ihre Entscheidung aufgenommen hatte und bedankte sich ausgiebig – sowohl bei der Familie als auch bei Gott.
3.1.7 Das Leben in der Zelle
Caterina hatte nun also ihren ganzen Mut zusammen genommen, um ihren Eltern endlich zu sagen, was Sache war. Und deren Reaktion war positiver, als sie es vermutet hatte. Nachdem jetzt wieder Harmonie im Hause Benincasa eingekehrt war, fragte Caterina ihre Eltern, ob sie ein eigenes Zimmer haben könnte, da sie dort ungestört ihre Übungen durchführen könne und um in Ruhe zu beten. Ihre Eltern verstanden sie und versprachen ihr ein eigenes Zimmer. So kam sie in die Zelle6. Ihr neues Zimmer war ein kleiner Raum unter dem Haus der Familie Benincasa. In der Zelle unterzog sie sich sehr strengen Bußübungen.
Hier einige Beispiele:
- Sie ernährte sich nur noch von Brot und Rohkost (sie aß schon immer wenig Fleisch, aber nun beschloss sie gar keins mehr zu essen.)
- In ihren Wein schüttet sie so viel Wasser, dass er nicht mehr nach Wein schmeckte. Später trank sie nur noch Wein bei der Kommunion, bei der der Priester ihr einen Schluck aus dem Kelch zu trinken gab. Ansonsten trank sie nur noch klares Wasser.
- Häufig aß sie gar nichts und trank auch kaum etwas.
- Sie trug im Sommer, aber auch im Winter immer nur ein schlichtes, wollenes Gewand.
- Sie schlief angezogen auf einem einfachen Brett. Und als Kopfkissen diente ihr ein runder Stein, der nicht einmal mit einem Stück Stoff bedeckt war. (Besucht man heute die Zelle, dann kann man den Stein noch immer sehen.)
- Selten schlief sie mehr als eine halbe Stunde in zwei Tagen.
Bemerkenswert ist, dass sie trotz dieser harten Übungen immer gut gelaunt und heiter war. Auch ihrem Körper schienen diese Übungen (zunächst) nicht zu schaden, ihr ging es körperlich gut, außer, dass sie stark abnahm.
Ihrem Beichtvater da Capua gestand sie, dass ihr der Kampf gegen den Schlaf am schwersten fiel. Wenn sie allerdings mit Menschen über Gott reden würde, dann käme sie ohne Schlaf aus, da sie bei solchen Gesprächen nicht müde werden könne. Im Gegenteil: sie stärken und erfrischen sie. Caterina sprach sehr oft über Gott und über Dinge, die zu ihm führen. Dabei nahm ihr Gesicht des einen Engels an. Zwang man sie jedoch über weltliche Dinge zu reden, fühlte sie sich schnell schwach und müde.
Nun kam sie wieder in Konflikt mit ihrer Mutter, da es der Mutter leid tat wie ihre Tochter aufgrund ihrer Übungen abmagerte und sie machte sich, wie wohl jede Mutter, Sorgen um Caterina. Doch diese Sorgen behielt sie für sich, da sie keinen neuen Streit mit der Tochter anfangen wollte.
3.2 Caterina wird erwachsen
3.2.1 Das Bad in Vignone und die Erfüllung eines Traums
Seit Caterinas Jugend träumte sie davon, das Ordenskleid des hl. Dominikus anzulegen. Dadurch wollte sie sich rüsten, um besser gegen den Teufel kämpfen zu können. Sie betete zu Gott, er möge ihr die Gnade gewähren, das Ordenskleid des hl. Dominikus anzulegen, so wie Gott es ihr in einer Vision versprochen hatte. Mit ständigen Bitten bedrängte sie ihre Eltern, ihr zu dem Ordenskleid zu verhelfen. Doch dies missfiel besonders ihrer Mutter.
Sie wollte die strengen Bußübungen, welche die Tochter ihrem Körper antat, unterbrechen. Deshalb befahl sie Caterina ihr in das öffentliche Bad von Vignone 7 zu folgen. Da Caterina zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Sinn hatte ihre Mutter zu verärgern, folgte sie der Mutter ohne Widerworte. Doch nahm sie sich vor, auch dort ihre Bußübungen nicht zu unterbrechen. So gab sie vor, noch länger im Bad bleiben zu wollen, als die Mutter nach Hause ging. Sie ließ ihre Tochter in gutem Glauben zurück. Als Caterina alleine war, stellte sie sich unter einen Strahl mit kochend heißem Wasser, wo sie einige Zeit ausharrte. Dies tat sie, damit ihr Körper noch schlimmer gequält wurde, als bei den Übungen in der Zelle.
Ihr Beichtvater, Raimund v. Capua, fragte sie später, wie sie diese schreckliche Qual ausgehalten habe, ohne Verbrennungen davon zu tragen. Sie antwortete, sie habe an ihre Sünden gedacht und an die Strafe der Hölle und des Fegfeuers, denen sie durch diese Bußübungen versucht zu entgehen. Wenn sie an diese Strafen denke, kommen ihr alle Strafen des jetzigen Lebens kurz und leicht vor.
Als Caterina zurück in ihrer Zelle war, setzte sie ihre Übungen voller Mut fort. Und sie bat ihre Eltern weiterhin ihr zum Ordenskleid des hl. Dominikus zu verhelfen. Doch dies sah vor allem ihre Muter nicht ein. Plötzlich wurde Caterina schwer krank. Sie rief ihre Mutter zu sich und bat sie wiederum ihr Möglichstes zu tun, damit sie so schnell wie es nur ging das Ordenskleid anziehen könne. In den folgenden Tagen wurde die Krankheit immer schlimmer und so entschloss sich die Mutter zu den Schwestern des hl. Dominikus zu gehen. Dort erzählte sie von Caterina, deren bisherigem Leben und dem Wunsch das Ordenskleid anlegen zu dürfen. Die Schwestern schickten daraufhin einige ihrer Erfahrensten zu ihr. Sie sprachen mit Caterina und waren gleich begeistert von ihr. Eine der Schwestern berichtete, dass Caterina mit einem solchen Eifer über ihren Glauben redete, wie kaum eine andere der Mitschwestern. Im Kloster wurde einstimmig beschlossen, dass man Caterina aufnehmen würde. Als die kranke Caterina davon erfuhr, wurde sie auf wundersame Weise wieder gesund. Nun durfte sie endlich das lang ersehnte Ordenskleid des Dominikus anlegen. Zu diesem Zeitpunkt war Caterina 18 Jahre alt.
3.2.2 Das Leben im Orden
Caterina musste, als sie in den dritten Dominikanerorden eintrat, keines der drei Hauptgelübde (Keuschheit, Gehorsam, Armut) ablegen, da das bei den Mantellatinnen nicht verlangt wurde. Dennoch fühlte sie sich verpflichtet, die drei Gelübde zu befolgen. Das Keuschheitsgelübde hatte sie ja schon als Kind abgelegt, gehorsam war sie immer gewesen. Ihrem Beichtvater sagte sie, sie könne sich nicht dran erinnern je gegen ein Gebot der Gehorsam verstoßen zu haben. Und die Armut war für sie auch kein Problem, da materieller Reichtum für sie als ein gefährliches Gift galt.
Da sie durch das Ordenskleid zur Ordensfrau geworden war, sollte das ganze weltliche Leben aus ihrem Herzen verbannt werden. Das weiße Gewand steht für die Reinheit und der schwarze Umhang für den Tod der Zuneigung gegenüber allem weltlichen und irdischen. Ihr Leben sollte sie gradlinig auf Gott ausrichten. Die Schwestern rieten ihr, dass sie sich dazu auf einem engen und unbequemen Pfad halten müsse. Um dies zu schaffen beschloss Caterina von nun an zu schweigen. Drei Jahre lang schwieg sie, außer bei der Beichte. Sie verließ ihre Zelle nur um in die Kirche zu gehen. Nicht einmal zum Essen ging sie hinaus.
In der nächsten Zeit hatte sie viele Visionen, in denen ihr Jesus Christus erschien. Ihrem Beichtvater erzählte sie, dass Jesus Christus sie unterrichtete und sie führte. Er würde mit ihr reden, wie es ein Lehrer mit seinen Schülern tat.
Anfangs hatte Caterina Angst der Teufel würde ihr eine Falle stellen. Sie fürchtete er könne sich in einen Engel des Lichts verwandeln und so in ihren Visionen erscheinen. Von dieser Angst erzählte sie Gott und er sagte ihr darauf:
“Meine Tochter, ich möchte dir beibringen, wie du die Visionen, die von mir kommen, von denen des Teufels unterscheiden kannst. Meine Visionen können dich anfangs ein wenig erschrecken, doch dann geben sie dir Sicherheit. Zunächst sind sie ein bisschen bitter, doch dann werden sie süß. Für die Visionen des Teufels gilt das Gegenteil: anfangs scheinen sie süß zu sein und Sicherheit zu vermitteln, doch dann erwachsen daraus Bitterkeit und Furcht. […]“
Weiter beschreibt er ihr seinen Weg und den des Teufels und erklärt ihr, dass diese genauso entgegengesetzt sind. Nachdem Gott diese Worte zu ihr gesprochen hatte, fühlte Caterina sich sicher. Sie war nun überzeugt davon, dass sie die Visionen Gottes von denen des Teufels unterscheiden konnte. Somit musste sie deswegen keine Angst mehr haben.
In den folgenden Monaten wurde Caterina über vieles belehrt. Gott brachte sie zum Nachdenken über alle möglichen Dinge, worüber sie alleine nie nachgedacht hätte.
3.2.3 Die Vermählung
Caterina wünschte sich nun immer stärker den Zustand des vollkommenen Glaubens zu erreichen. Sie wollte Jesus Christus noch treuer ergeben sein, als sie es schon war. Deshalb betete sie darum, dass ihr Glaube wachsen würde. Jesus Christus erhörte ihre Gebete und sprach zu ihr. Er sagte ihr, dass er sich im vollkommenen Glauben mit ihr vermählen wolle. Caterina war über dieses Versprechen sehr erfreut und am Karfreitag, als sie allein in ihrer Zelle war, wartete sie auf die Erfüllung dieses Versprechens. Da erschien ihr Jesus Christus und sagte:
„Da du jeden Trost und jedes fleischliche Vergnügen verachtet hast, denen fast die ganze Stadt in ausschweifender Weise nachgeht, und nur auf mich deine Liebe gerichtet hast, möchte ich mich jetzt mit deiner Seele vermählen, die in ernsthaftem Glauben immer mit mir verbunden und vereint sein wird, wie ich dir bereits versprochen habe. Und das soll feierlich geschehen.“
Daraufhin erschien Caterina noch die Jungfrau Maria, Johannes der Täufer, der hl. Paulus und der hl. Dominikus. Maria nahm Caterinas rechte Hand und streckte sie ihrem Sohn entgegen. Dabei bat sie ihn, sich in vollkommener Treue mit Caterina zu vermählen. Jesus Christus steckte Caterina einen Ring an den Ringfinger und sagte, dass er sich hiermit mit ihr in ewiger und vollkommener Treue vermähle. Außerdem sagte er, dass sie von nun an, ohne zu zögern, alles tun solle, was seine Vorsehung in ihre Hände legt. Nach dieser Vision sah Caterina ständig den Ring an ihrem Finger, der jedoch für alle anderen unsichtbar blieb.
3.2.4 Der Wille Jesus Christus
3.2.4.1 Die Begegnung mit der Familie
Auch nach der Vermählung zwischen Caterina und Jesus Christus hatte Caterina weiterhin viele Visionen. Ihr Gemahl hatte ihr schon kurz nach der Hochzeit gesagt, dass er vorhabe sie in die Öffentlichkeit zu schicken, u.a. um Ungläubige zu bekehren. Doch eines Tages wurde diese Situation konkret. Jesus erschien Caterina und forderte sie auf, aus der Zelle zu gehen. Er wollte, dass sie nach oben in ihr Elternhaus gehe, wo die Familie gerade zu Tisch ging. Er forderte sie auf, freundlich zu ihnen zu sein und dann wieder zurück in die Zelle zu kommen. Doch diese Worte konnte und wollte Caterina nicht verstehen. Sie konnte sie nicht ertragen und begann zu weinen. Sie verstand nicht, warum sie aus der Ruhe und ihrem Leben in der Zelle wieder in das weltliche Getümmel musste. Jesus Christus sagte ihr, dass die Liebe zu ihrem Nächsten die Verbindung zwischen ihm und ihr noch intensiver machen würde. Er erinnerte sie daran, wie sie sich schon als Kind für das Seelenheil anderer Menschen eingesetzt hatte. Dies solle sie einfach fortführen. Doch Caterina konnte immer noch nicht verstehen und fragte ihn, wie es möglich sein konnte, dass eine arme Magd, eine Handwerkertochter, wie sie, ihm beim Heilen der Seelen nützlich sein kann. Sie betonte außerdem, dass sie doch eine Frau sei und es ihr nicht zustände, Männer zu belehren. Doch Jesus antwortete ihr, dass das für Gottes Willen keine Rolle spiele. Er versuchte ihre Bescheidenheit abzulegen, indem er ihr erzählte, dass man nicht über große wissenschaftliche Kenntnisse verfügen müsse, um voll mit göttlicher Weisheit zu sein. Er sagte ihr auch, dass Hochmut sehr weit verbreitet sei und Menschen wie Caterina diesen Hochmütigen die Wahrheit zeigen könne. Zum Ende dieser Vision versicherte Jesus Christus ihr noch, er würde wie gewohnt weiterhin häufig zu ihr kommen und ihr in allem mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sie seinen Willen erfüllt.
Nach diesen Worten zögerte Caterina nicht mehr. Sie stand auf, ging zu ihrer Familie und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Später erzählte sie von Capua, dass sie auch in diesem Moment im Herzen bei ihrem Gemahl war.
Schon bald hatte Caterina viele Anhänger bekommen. Diese Anhänger nannte Caterina (und die Anhänger sich selber) Famiglia, das an Familie erinnern soll. Ihnen erzählte Caterina von den wunderbaren Dingen, die ihr wiederfuhren. Außerdem lehrte sie ihrer Famiglia, wie sie alle bessere Menschen sein können.
3.2.4.2 Caterina begegnet ihren Mitmenschen
Nachdem Caterina von ihrem Gemahl wusste, dass er wollte, dass sie ihren Mitmenschen begegnet, führte sie seinen Willen natürlich aus. Der erste Schritt in diese Richtung war, dass sie von nun ab Arbeiten verrichtete, die im Hause Benincasa anfielen. Sie kochte für die Familie, machte den Abwasch, putzte das Haus, machte die Betten, usw. Diese Aufgaben teilte sie sich mit dem Dienstmädchen. Doch Caterinas Inneres war immer bei ihrem Gemahl, vor allem, wenn sie diese Arbeiten verrichtete. Sie dacht daran, dass es sein Wille ist und daher machte sie die Arbeit gerne. Etwas anderes Verwunderliches war, dass Caterina, wenn sie nichts zu tun hatte in einer Art Trance, in Ekstase, verfiel. Dann war sie wie in Ohnmacht und nicht ansprechbar. Dieser Zustand verbesserte sich allerdings innerhalb kürzester Zeit wieder.
Um zurück zu der Begegnung mit den Mitmenschen zu kommen: je mehr Barmherzigkeit sie gegenüber ihren Mitmenschen zeigte, umso willkommener war sie vor Gott. Und da dies ihr einzigster Wille war, trat sie nun in die „Offensive“. Sie wollte den Armen begegnen, ihnen helfen und ihnen Almosen geben. Sie ging zu Familien, in denen Menschen krank waren und half ihnen wo und wie sie nur konnte. Außerdem machte sie es meistens so, dass man sie nicht sah und nicht erkannte, denn das missfiel ihr sehr. Caterina half auch, wenn sie selbst schwer krank war und besser im Bett hätte bleiben müssen.
Es passierten sehr viele merkwürdige Dinge. Zum Beispiel traf Caterina eines Tages einen fast nackten Bettler, den sie mit nach Hause nahm und dem sie Essen und Kleidung gab. Nachts erschien ihr Jesus Christus und sagte, dass er der Bettler gewesen sei und sie nun für ihre gute Tat belohnen wolle. Er überreichte ihr ein rotes Unterkleid, welches sie von nun an immer trug. Dieses Unterkleid, wie auch der Ring, blieb vor den Augen aller anderen unsichtbar.
Ein weiteres Beispiel: Caterinas Vater war ein passionierter Weintrinker. Als er ein neues Fass öffnete, wollte Caterina auch den Armen von diesem Wein geben. Der Vater stimmte zu. Ein solches Fass reicht bei der Familie Benincasa meist für 20 Tage, doch diese Fass war nach 30 Tagen noch nicht halbleer, obwohl die Familie es mit den Armen teilte. Letztendlich war es nach 3 Monaten leer, genau dann, als die neue Traubenernte begann. Doch es passierten weiter seltsame Dinge mit diesem Fass. Es war üblich die leeren Fässer zu zerstören. So tat man es nun auch mit diesem. Als das Fass kaputt war, sah man von innen, dass es so trocken war, dass 2 Monate kein Wein mehr drin sein konnte.
3.2.4.3 Die Begegnung mit dem Teufel
Eine sehr legendenhafte, aber doch erwähnenswerteste Begegnung, die Caterina mit dem Teufel hatte, handelt von Cecca, einer an Lepra erkrankten Sieneserin. Sie wird in der Legenda Minor beschrieben. Lepra war zu dieser Zeit eine weit verbreitete Krankheit. Den Leprakranken war der Kontakt mit anderen Menschen strengsten verboten. Doch dies war für Caterina kein Hindernis. Sie besuchte die Frau zwei mal täglich und brachte ihr Essen. Es war ein Wunder, dass Caterina sich nicht ansteckte. Doch hatte der Teufel ein Auge auf Cecca geworfen und so gefiel es ihm natürlich nicht, dass Caterina ihr mit so viel Barmherzigkeit und Nächstenliebe begegnete. Der Teufel „spielte“ dann etwas an Ceccas Charakter rum und auf einmal wurde sie ungeduldig und frech, wenn nicht sofort alles nach ihrem Willen geschah. Außerdem beschimpfte sie Caterina andauernd. Doch Caterina machte sich nichts daraus, da sie ahnte, dass dies nicht Cecca war.
Als der Teufel merkte, dass das alles Caterina gar nichts ausmachte, „wandte“ er sich an Caterinas Mutter. Diese befahl der Tochter, nie mehr zu Cecca zu gehen, da sie sich sonst mit Sicherheit anstecken werde. Doch da Caterina sich bis dahin nicht angesteckt hatte, konnte sie die Mutter beruhigen. Der Teufel musste also zu einem anderen Mittel greifen. Er ließ Caterinas Hände mit Lepra befallen. Ihre Familie war entsetzt und sehr traurig, doch Caterina handelte weiter, wie man es von ihr gewohnt war. Sie pflegte Cecca und kümmerte sich nicht um ihren eigenen Körper. Der Teufel hatte keine Chance gegen Caterina und er gab es auf. Cecca starb nach einem langen Leidensweg und nach ihrem Begräbnis wusch sich Caterina die Hände und die Lepra war weg, einfach weg gewaschen. Caterina war geheilt und der Teufel besiegt.
Caterina traf noch häufig bei anderen pflegebedürftigen Menschen auf den Teufel.
3.3 Caterinas neue Aufgaben
3.3.1 Der Antritt der neuen Lebensweise
Nachdem ihr Gemahl gesehen hatte, dass Caterina gelernt hatte, wie sie den Teufel besiegen konnte, sagte er ihr in einer Vision, dass er sie für ihren Pilgerweg mit neuen Aufgaben ausstatten werde. Er versprach ihr eine außergewöhnliche Gnade. Nach dieser Vision ging sie an ihre alltäglichen Aufgaben und wartete ab, was ihr Gemahl sich für sie aus gedacht hatte.
Doch plötzlich wurde Caterina krank. Niemand wusste was los war. Sie selbst dachte es sei eine Strafe, da sie öfters die hl. Kommunion empfangen solle. Komisch war auch, dass sie nur noch die Hostie vertrug, alles andere erbrach sie direkt wieder, sogar reines Wasser. Capua versuchte sich mit einer harten Regel wieder zum Essen zu zwingen, indem er ihr drohte, ihre keine Visionen mehr zu glauben, solange sie nicht esse. Doch das half auch nicht. Im Gegenteil: sie aß zwar mehr, aber dadurch ging es ihr immer schlechter, so dass sie beinahe gestorben wäre. So nah Capua seine Regel zurück. Caterina weinte und betete während ihrer Krankheit sehr viel. Sie weinte jedoch nicht, weil sie krank war und Schmerzen hatte, sondern weil sie krank war und niemandem helfen konnte. Auf wundersame Weise wurde sie genau so plötzlich wieder gesund, wie sie krank geworden war. Zwar konnte sie noch nicht mehr als die Hostie zu sich nehmen, aber sie sah schon viel gesünder aus und sie konnte wieder lachen.
3.3.2 Caterinas Reisen und ihr Einsatz in Politik und Kirche
Christus erwartete von Caterina nicht nur karitative Werke. Sie hatte den Auftrag bekommen, zu predigen und sich politisch zu engagieren. Dieses Apostolat begann sie – wie bereits erwähnt – in Siena und wirkte hier für den Frieden. Sie erreichte die Beilegung jahrzehntelanger Feindschaften und Familienfehden.
Mittlerweile kannte man Caterina nicht nur in Siena. Ganz Italien sprach über sie und ihre wunderbaren Taten. So kam es, dass viele mächtige Personen sie zu sich einluden. Sei es nur um sie kennen zu lernen oder um sie konkret nach der Lösung eines Problems zu fragen. Viele Menschen sahen in Caterina ihre letzte Hoffnung.
Caterina, selber Analphabetin, diktierte unermüdlich Briefe, die durch Italien (und später auch durch ganz Europa) gingen. Sie waren stets an hoch angesehene Leute gerichtet, wie z.B. Könige, Bischöfe, Söldnerführer oder Magistrate. Doch hatte Caterina mit Autoritäten nicht viel zu tun, denn was ihr nicht passte, das schrieb sie auch ganz unverschönert, selbst wenn der Brief an den Papst ging. Caterina wurde „das schreibende Gewissen ihrer Zeit“ genannt. Ihre Briefe waren (und bleiben) wahre Meisterwerke christlicher Nächstenliebe und politischer Weisheit.
So schrieb sie auch an Papst Gregor XI. Ihm hielt sie in aller Deutlichkeit seine Versäumnisse vor und rüttelte ihn zum handeln auf. Im Auftrag Gottes forderte sie Gregor auf, Avignon zu verlassen und nach Rom zurückzukehren.
1375 reiste Caterina (inzwischen also 28 Jahre alt) nach Pisa, um dafür zu sorgen, dass sowohl Pisa als auch die Stadt Lucca mit der Kirche verbunden blieben. Hier empfing Caterina die Stigmata, die Wundmale Christi. Doch wieder waren sie nur für Caterina zu sehen. Später begab sich Caterina nach Lucca, um das Bündnis gegen den Papst zu verhindern, welches von Florenz angeführt wurde.
Gregor sah sich gezwungen, Florenz mit dem Kirchenbann zu belegen. Caterina wurde als Gesandte nach Avignon geschickt, um für Frieden zu verhandeln. Zunächst scheiterte diese Mission, doch Caterina nutzte ihren Aufenthalt in Avignon dazu, sich um die Rückkehr des Papstes nach Rom zu kümmern. Im September 1377 hatte sie dann die Freude, Gregor mit seinem Hofe nach Italien abreisen zu sehen.
Zurück in der Heimat, gründete Caterina in Belcaro ein Kloster. Sie selbst blieb allerdings nicht dort, sondern zog weiter durch die Toskana. Einige Caterinaten (bzw. einige aus der Famiglia) begleiteten sie. Sie zogen von Dorf zu Dorf. Unterwegs predigte Caterina, stiftete Frieden und vollbrachte Wunder. Wo sie auch auftauchte strömten tausende Menschen zusammen. Ihre Ausstrahlung war so stark, dass viele durch die Begegnung mit ihr betroffen waren, Reue erlebten und beichteten.
1378 schickte Gregor Caterina zu erneuten Friedensverhandlungen nach Florenz. Unter Gefährdung ihres eigenen Lebens gelang es ihr, den Frieden wiederherzustellen. Inzwischen war Gregor verstorben und Urban VI als Nachfolger gewählt worden. Caterina kehrte nach Siena zurück und widmete sich eine Zeit lang ausschließlich der Zwiesprache mit Gott. In der Ekstase diktierte sie ihren Sekretären den „Dialog“, der einige Jahre nach Caterinas Tod (kurz nach der Erfindung des Buchdruckes) auch als Buch erschienen ist.
Urban, ein sehr strenger, rücksichtsloser Mensch, hatte schnell das Kardinals-Kollegium gegen sich. Caterina mahnte ihn sich zu mäßigen und Milde walten zu lassen. Aber Urban erkannte seine Fehler nicht. Mit der Wahl eines Gegenpapstes, Clemens VII, begann das „Große Abendländische Schisma“. Urban rief Caterina zur Hilfe und sie eilte nach Rom, um sich ganz in den Dienst der Kirche und des Papstes zu stellen. Sie rief die Oberen der religiösen Orden Italiens nach Rom, um sie um die Person des Papstes zu scharen. In vielen Briefen flehte sie Staatsoberhäupter sowie einflussreiche Männer an, dem wahren und einzigen Stellvertreter Christi auf Erden treu zu bleiben. Letztendlich bot sich Caterina Gott an, als Opfer für das Ende des Schismas, das die ganze Kirche zerriss. Sie litt zutiefst. Die Verhärtung des Schismas, gegen den Papst gerichtete Aufstände in Rom, die Beanspruchung durch so viele Hilfe- und Ratsuchende, sowie die langen Ekstasen… das alles erschöpfte Caterina mehr und mehr.
3.4 Caterinas letzter Kampf
Wie wir bereits geschrieben haben, hatte Caterina seit ihren strengen Fastenübungen ein Problem mit ihrem Magen. Bis zu guter letzt litt sie unter dieser Krankheit. Am Ende ihres Buches „Dialog“ schrieb (bzw. diktierte) Caterina ein Gebet, in dem sie sagt, dass sie Gott sehen will.
Sie war auf Grund ihrer Magenkrankheit nur noch Haut und Knochen. Ihr Leib glich schon jetzt einem Leichnam. Trotzdem ging sie weiterhin umher und schleppte sich u.a. jeden Tag zum Petersdom um dort zu beten. Sie nannte das „im Schiff der heiligen Kirche arbeiten“. Doch Caterina wurde durchgehend von furchtbaren Schmerzen gequält. Der Tod näherte sich nur langsam. Wochenlang mussten ihre Freunde mit ansehen, wie ihr Körper immer schwächer wurde – ohne auch nur einen kleinen Funken Hoffnung auf Genesung. Es waren Wochen der Besinnung an Caterinas Krankenbett.
Selbst jetzt war ihre Ausstrahlung noch zu spüren, wie „Mitglieder“ der Famiglia später berichteten. Sie flüsterte ganz selten noch zu denen, die Tag und Nacht um ihr Bett standen und gab ihnen die letzten Anweisungen. In den letzten Apriltagen wurde den Anwesenden bewusst, dass das Ende nahte. Man hatte den Eindruck, dass Caterina bewusstlos sei, als man ihr die letzte Ölung reichte. Doch wenig später machte sich an ihrem Körper eine Veränderung bemerkbar. Sie begann die Arme zu bewegen und ihr Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie sich irgendwie angegriffen fühlte. Während 2 Stunden sagte sie immer wieder „Herr erbarme dich meiner, ich habe gesündigt“ und zuckte wild herum. Da Capua schildert es in seiner Biographie so, dass die Dämonen durch die letzte Salbung angegriffen worden waren und Caterina während dieser 2 Stunden die Möglichkeit hatte sich gegen die Dämonen zu wehren. Zwischendurch schien es aufzuhören, denn Caterina lag still da und starrte ein Kreuz an, das im gleichen Raum hing. Wenige Zeit später zog sich ihr Gesicht zu einem ganz hellen Lächeln, als ob sie der glücklichste Mensch auf Erden wäre. Sie sagte: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist“. Mit den Worten „Blut, Blut“ neigte sich ihr Kopf zur Seite.
Es war der 29. April 1380 – Caterina starb also im Alter von 33 Jahren (wie Jesus Christus).
3.5 Nach Caterinas Tod
Caterina starb in Rom und sollte somit auch in Rom begraben werden. Als Papst Urban VI von Caterinas Tod hörte, fing er sofort mit den Vorbereitungen für ein feierliches Begräbnis an. Viele Leute versammelten sich in der Kirche Santa Maria Sopra Minerva zu Rom. 1385 beginnt Caterinas Beichtvater, Raimund da Capua, seine Erlebnisse mit und rund um Caterina aufzuschreiben ; die Legenda Major entsteht. 1395, also 10 Jahre später, ist Caterinas Biographie fertig. Nur 4 Jahre nach der Fertigstellung der Legenda Major, also 1399, stirbt da Capua.
1461 spricht Papst Pius II Caterina im Petersdom heilig. Von 1472 bis 1475 wird Caterinas Buch „Dialog“ gedruckt (ein Jahr zuvor wurde die Buchdruckkunst erfunden). 1492 wird die älteste uns bekannte gedruckte Sammlung von 31 Briefen Caterinas in Bologna herausgegeben. Mehr als 550 Jahre später kam Caterina wieder in aller Munde: Papst Paul VI ernennt Caterina zur Kirchenlehrerin. Caterina wurde 1999 zusammen mit Birgitta von Schweden und Edith Stein zur Mitschutzpatronin Europas ernannt. Warum?
Diese Frage möchten wir anhand einigen Auszügen aus dem apostolischen Schreiben „Motu proprio“ beantworten:
[…] Der Grund, der dann mein besonderes Augenmerk auf diese Frauen gelenkt hat, liegt in deren Leben. Ihre Heiligkeit äußerte sich nämlich unter historischen Gegebenheiten und im Rahmen „geographischer“ Räume, die sie für den europäischen Kontinent besonders bedeutsam erscheinen lassen. […] Caterina war von frühester Kindheit an mit außerordentlichen Gnaden ausgestattet, die es ihr erlaubten, auf dem vom hl. Dominikus vorgezeichneten geistlichen Weg zwischen Gebet, asketischer Strenge und Werken der Nächstenliebe rasch zur Vollkommenheit voranzuschreiten. Sie war zwanzig Jahre alt, als Christus ihr durch das mystische Symbol des Brautringes seine besondere Liebe offenbarte. Es war die Krönung einer Vertrautheit, die in der Verborgenheit und Kontemplation, auch außerhalb der Mauern eines Klosters, durch das ständige Verweilen an jener geistlichen Wohnung herangereift war, die sie gern die „innere Zelle“ nannte. […] Mit unermüdlichem Einsatz verwendete sich Caterina für die Lösung der vielfältigen Konflikte, von denen die Gesellschaft ihrer Zeit zerissen wurde. Ihre Bemühungen um Friedensstiftung erreichten europäische Herrscher wie Karl V. von Frankreich, Karl von Durazzo, Elisabeth von Ungarn, Ludwig den Großen von Ungarn und Polen sowie Johanna von Neapel. Bedeutend war ihre Initiative zur Versöhnung der Stadt Florenz mit dem Papst. Indem sie die Parteien auf den „gekreuzigten Christus und die sanftmütige Maria“ hinwies, zeigte sie, dass es für eine an den christlichen Werten orientierte Gesellschaft niemals einen Anlass zu einem so schwerwiegenden Streit geben kann, dass man die Vernunft der Waffen den Waffen der Vernunft vorziehen darf. […] Gestärkt durch ihre Vertrautheit mit Christus scheute sich die Heilige aus Siena nicht, selbst den Papst, den sie als „sanftmütigen Christus auf Erden“ zärtlich liebte, mit aller Offenheit auf den Willen Gottes hinzuweisen, der ihm gebot, das von irdischer Vorsicht und weltlichen Interessen diktierte Zaudern und Zögern endlich aufzugeben und von Avignon nach Rom zum Petrusgrab zurückzukehren. […]